Lorsch - Weltkulturerbe mit Potenzial

Verfasst von: Gisbert Kühner
Lorsch Königshalle
Lorsch Königshalle  Bild: Geka Presse&Foto
764 nach Gründung der Abtei wurde auf einer eiszeitlichen Sanddüne das Kloster Lorsch erbaut. Erhalten sind die Königshalle, das Basilikafragment und Teile der Klostermauern. Das Klostergelände mit der Königshalle und das nah gelegene Kloster Altenmünster erhielten von der UNESCO den Titel Welterbe. Den Titel Welterbe können Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend sind, erhalten.

Wenn überhaupt über die Region hinaus bekannt, ist es Lorsch durch das zum Weltkulturerbe ernannte Kloster Lorsch. Ansonsten ist Lorsch mit seinen rund 13000 Einwohnern eine unauffällige Stadt im Süden Hessens, Lorsch liegt 5 km westlich von der Stadt Bensheim und damit der Bergstraße. Die Bergstrasse mit über 2000 Sonnenstunden jährlich ist durch ihr mildes, mediterranees Klima geprägt. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass das Gebiet um Lorsch schon sehr früh besiedelt wurde. Nachweislich waren dort die Kelten und Römer, später die Alemannen angesiedelt.Neben den noch erhaltenen Baudenkmälern Königshalle, Kirchenfragment, Zehntscheuer und Kloster Altenmünster soll das seit 2012 existierende Freilichtlabor Lauresham Besucher anziehen und zum Verweilen anregen.

Freilichtlabor Lauresham (Bild: Geka Presse&Foto)

Das Freilichtlabor karolingischer Herrenhof Lauresham bildet auf 4,1 Hektar einen idealtypischen Zentralhof des 8./9. Jahrhunderts ab. Dargestellt wird die frühmittelalterliche Gesellschaftsstruktur eines karolingischen Hofes aus dieser Zeit. Interessant ist das Gebäude-Arrangement bestehend aus Herrenhaus, Haus der Hörigen, Haus des Clericus, Frauenarbeitshaus, Backhaus, Färberhaus u.a. Dazu kommen landwirtschaftliche Nutzflächen und Gärten. Mit dem Freilichtlabor Lauresham wurde ein Forum für die experimentalarchäologische Forschung geschaffen. Klostergelände, Freilichtlabor und Kloster Altmünster können in einem ca. 3 km langen Rundgang abgegangen werden.Das Freilichtlabor Lauresham ist außerhalb von Veranstaltungstagen nur im Rahmen von stündlichen Führungen zugänglich. In den Wintermonaten , d.h. von November bis Ostern ist die Anlage komplett geschlossen. Die Führungen werden ab 2 Personen angeboten.

Königshalle
Kirchenfragment
Zehntscheuer
Lorscher Rathaus (Bild: Geka Presse&Foto)

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Touristen mindestens 2 Beweggründe für einen Ausflug haben. Das Ausflugsziel muss einen Anreiz bieten und es muss ein ausreichendes Angebot für Verpflegung vorhanden sein. Touristen aus aller Welt kommen nach Heidelberg, um das Schloss und die Altstadt zu besichtigen.Danach genießen sie das kulinarische Angebot der Region. Ob das auch für das Kloster Lorsch gilt? Nicht vorstellbar, dass ein Chinese nach Deutschland kommt, um das Kloster Lorsch zu besichtigen. Fernreisende werden, wenn überhaupt, auf der Durchreise nach Lorsch kommen. Zumal der Besucher sich in 3 Stunden einen umfassenden Überblick über das zweifelsohne sehr interessante Angebot machen kann. Das Klostergelände ist im Übrigen sehr gepflegt, komplett neu bearbeitet. Allein es fehlen auf dem ganzen Areal Bänke für eine kurze Verschnaufpause.

Die idee des Freilichtlabors ist sicherlich gut. Der Wirkfaktor Besuchsanreiz verpufft allerdings vollends durch 2 Punkte; 1. Außer an Thementagen ist der Besuch nur im Rahmen von Führungen möglich. Ab mindestens 2 Besuchern finden die Führungen stündlich statt. Diese Regelung verhindert den zufälligen Besucher, der spontan eine Besichtigung der Anlage beabsichtigt. 2. schreckt der Preis der Führung von € 7 pro Person ab. Der Preis ist im Vergleich zu denen für Führungen an den Schlössern der Burgenstrasse nicht verhältnismäßig. Die Hessische Schlösserverwaltung hat viel in die Wege geleitet. Für die Konkurrenzfähigkeit zu anderen Plätzen ist noch Potenzial nach oben. Touristenfreundlichkeit hat an anderen Standorten offenbar noch einen anderen Stellenwert.